Am 9. März 2024 wäre der bekannte Parlamentarier Klaus Immer 100 Jahre alt geworden.
Der im ostfriesischen Manslagt geborene Pastorensohn wuchs in der Hafenstadt Emden auf. Nach dem Abitur musste er seinen Kriegsdienst leisten und kam in Gefangenschaft-
In die Heimat zurückgekehrt, nahm er das Studium der Agrarwissenschaften auf um im landwirtschaftlichen Lehr- und Beratungsdienst tätig sein zu können. Noch während seines Studiums in Bonn übernahm er die Ausbildung geistig behinderter Kinder und Jugendlicher in der Landwirtschaft.
Die Ev. Kirche im Rheinland wurde auf ihn aufmerksam und bot ihm an in Altenkirchen die ländliche Jugend- und Erwachsenenbildung aufzubauen. Als Landjugendreferent der Ev. Kirche im Rheinland hatte er großen Anteil am Wachstum des Bildungsstandortes Altenkirchen. Er gründete die Landvolkhochschule Rheinland und die Landjugendakademie, die in den 1970iger Jahren miteinander verbunden wurden. In seiner Tätigkeit als Geschäftsführer wurde er mit den sozialen und politischen Verhältnissen der vernachlässigten ländlichen Regionen konfrontiert.
Über die evangelische Jugendarbeit, auch auf Bundesebene, lernte Immer seine Frau Edith kennen, die 1955 aus der DDR übergesiedelt war. Immer arbeitete mit kirchlichen Mitarbeitern aus der DDR zusammen, wobei ihm die Problematik der Teilung Deutschlands deutlich wurde.
Bereits 1953 wurde Klaus Immer politisch aktiv. Er kandidierte für die GVP (Gesamtdeutsche Volkspartei) von Gustav Heinemann für den Deutschen Bundestag, aber vergeblich. 1957 schloss sich Immer der SPD an. Für ihn galt, dass sich Christen nicht nur innerhalb der Kirche engagieren sollten, sondern sich auch für die Nöte und Konflikte in der Politik einsetzen müssen. Es war für ihn selbstverständlich, sich trotz seiner kirchlich geprägten Arbeit aktiv an der Arbeit des SPD Ortsvereins Altenkirchen zu beteiligen. 13 Jahre lang war er Ortsvereinsvorsitzender.
Von 1989 bis 1994 vertrat er als Beigeordneter in der Stadt Altenkirchen die Bürgermeister Karl-Heinz Klöckner und Heijo Höfer und blieb bis 1999 Mitglied des Stadtrates.
Bereits 1964 wurde Klaus Immer in die Amtsvertretung, später dem Verbandsgemeinderat Altenkirchen gewählt. Das Mandat hatte er bis 1979 inne und war 6 Jahre lang Fraktionssprecher.
Von 1974 bis 1999 war er auch Mitglied des Kreistages.
Bei der Bundestagswahl 1972 Gewann Immer das Direktmandat im Wahlkreis 197 Altenkirchen-Neuwied. Dreimal (1976, 1980, 1983) zog er über die Landesliste in das Parlament ein. Für Aufregung sorgte 1972 sein Wahlplakat, das heute im Deutschen Historischen Museum hängt. Es zeigt die Rückansicht einer unbekleideten jungen Frau auf einem Motorrad mit einem Aufkleber, auf dem Stand: „Klaus Immer SPD“. Damit wollte er für die damalige Zeit modern, aber sehr gewagt, die junge Generation für Politik interessieren.
Für seine Verdienste im SPD Ortsverein Altenkirchen wurde er 1997 zum Ehrenvorsitzenden ernannt und in Anerkennung seiner besonderen Verdienste für die Partei bekam er die Ehrenmedaille der SPD in Rheinland-Pfalz verliehen.
Angesichts der großen Verdienste, um unser demokratisches Gemeinwesen, wollen wir dieses Datum zum Anlass nehmen, an Klaus Immer zu erinnern.
Klaus Immer hat 1972 den Wahlkreis erstmalig direkt gewonnen. Das ist richtig und wichtig. Mindestens ebenso bedeutsam ist, dass er immer ein zugewandter Menschenfreund war, ein Abgeordneter zum anfassen, der zeitlebens bestrebt war sein christliches Menschenbild in sozialdemokratische Politik zu übersetzen.